
Am 19.11.25 hatte unsere Schule die besondere Gelegenheit, den Zeitzeugen Thomas Raufeisen zu begrüßen. Vor zahlreichen Schülerinnen und Schülern des Jahrgangs10 berichtete Raufeisen von seiner dramatischen Lebensgeschichte, die bis heute exemplarisch für die Unterdrückung und politische Willkür in der ehemaligen DDR steht.
Im Mittelpunkt seines Vortrags stand die überraschende Verschleppung seiner Familie in die DDR, nachdem sein Vater 1979 ohne Vorwarnung beschloss, die Bundesrepublik in einer Nacht und Nebel Aktion zu verlassen. Für den damals 16-jährigen Thomas begann damit eine Zeit voller Angst, Orientierungslosigkeit und persönlicher Einschränkungen.
Besonders eindrücklich schilderte er den Moment, als ihm bewusst wurde, dass eine Rückkehr in die Bundesrepublik unmöglich geworden war – und wie die politische Situation der DDR das gesamte Leben seiner Familie prägte.
Mit großer Offenheit sprach Raufeisen über Überwachung, Verhöre und die ständige Bedrohung durch die Staatssicherheit. Gleichzeitig machte er deutlich, wie wichtig es ihm ist, Jugendlichen heute ein authentisches Bild der DDR-Diktatur zu vermitteln. Sein Anliegen: Die Vergangenheit darf nicht verklärt werden, und demokratische Werte dürfen niemals als selbstverständlich betrachtet werden.
Im Anschluss an den Vortrag hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Fragen zu stellen, die Raufeisen ausführlich und persönlich beantwortete.

Die Klasse 10a hatte im Deutschunterricht mit dem Kollegen Müller das im Sommer erschienene Buch „Das falsche Leben“ von Maja Nielsen gelesen. Nielsen hatte Interviews mit Raufeisen geführt und seine Geschichte aufgeschrieben. Die Begegnung mit dem Protagonisten des Buches war für die Schülerinnen und Schüler ein besonderer Moment.
In einer zweiten Veranstaltung erzählte Raufeisen den anderen drei 10. Klassen seine Geschichte als Sohn eines DDR-Spions, der in der BRD aufzufliegen drohte.
Die Veranstaltung hinterließ bei allen Teilnehmenden einen tiefen Eindruck. Sie bot nicht nur einen unmittelbaren Einblick in ein Stück deutsch-deutscher Geschichte, sondern regte auch dazu an, über Freiheit, Verantwortung und Zivilcourage nachzudenken.
Wir danken Herrn Raufeisen herzlich für seinen Besuch und seine Bereitschaft, seine Geschichte mit uns zu teilen.